Deutsches Wohlfühlkino haben die Regisseure Til Schweiger und Lars Gmehling mit der Demenz-Kommödientragödie Honig im Kopf abgeliefert. Das ist schade, wenn auch ein bisschen verständlich. Denn es ist ein hartes Thema, das sie angepackt und im Team mit Schweigers Tochter und Dieter Hallervorden verfilmt haben. Vielleicht ist dieses Zugeständnis notwendig, um der Gesellschaft die Tragik hinter der Krankheit nahezubringen. Ob das allerdings geklappt hat, kann man angesichts der Lachorgien im Kino anzweifeln.
Opa Amandus (Dieter Hallervorden) ist dement. Seit dem Tod seiner Frau zeigt sich die Krankheit in deutlichen Ausfällen. Amandus flucht in der Kirche, räumt sein Haus um (oder besser: verwüstet es), und spätestens, als er mit einem aufreizenden Jugendfoto in der Tasche eine Vermisstenanzeige für die verstorbene Oma aufgibt, ist allen klar: Opa kann nicht mehr alleine leben.
Zunächst zieht er zu seinem Sohn und dessen Familie ins große Landhaus, wo er in den Kühlschrank pisst und fast das Haus abfackelt. Als Opa dann ins Heim gebracht werden soll, brennt seine Enkelin mit ihm durch: ein letzter Roadtrip, an Opas Erinnerungen entlang nach Venedig.
Der Film beginnt beeindruckend. Hallervorden, der sich offenbar seit Sein letztes Rennen dem Thema Altern, Krankheit und Tod annimmt, spielt den dementen Opa mit so viel Charme und Ehrlichkeit, dass man sich ihm kaum entziehen kann. Die tollpatschigen Aktionen des Opas mit dem großen Kuscheltier im Arm rühren das ignorante Publikum zu Lachanfällen, wenn sich der Demente unendlich blamiert; diejenigen aber, die selbst ein Leben mit Demenzkranken erlebt haben, rühren sie zu Tränen. Und das, obwohl der Film es an Alltag und Realismus vermissen lässt, wo es nur geht. Til Schweiger spielt den Vater einer Oberklasse-Familie, die in einer Landlust-Idylle lebt. Riesen Haus, Naturholz-Einrichtung aus dem Edelkatalog, zwei fette Autos. Und als Opa ins Heim soll, ist auch das vom Feinsten: antike Möbel, persönliche, liebevolle Betreuung – ja, all das mag es geben, ist aber weitab der Lebensrealität von Millionen Pflegeversicherungsabhängigen in Deutschland.
Die Kamera unterstützt diese Stimmung durch gedeckte Farben, perfekte Ausleuchtung, romantischen Lichteinfall und sanfte, belanglose Einstellungen. Das ist eine widerliche Überzeichnung, nimmt aber der schauspielerischen Leistung wenig von ihrer Überzeugungskraft. Selbst Til Schweiger ist diesmal schauspielerisch nicht überfordert: Den Normalvater kann er offenbar spielen, was vielleicht der zweiten Hauptrolle gedankt ist, die von seiner eigenen Tochter (Emma Schweiger) gespielt wird.
Der zweite Teil des Films, der Roadtrip nach Venedig, ist dafür umso schlimmer. Eine belanglose Aneinanderreihung von Klamauk und Anekdoten, von Un- bis Surrealismus, von Nonnen, die sich mit Gurken befriedigen sollen bis zum Hamburger mit Migrationshintergrund, der zufällig in Bozen Toiletten putzt und den beiden Ausreißern zu einer Fahrt in einem Schafstransportwagen verhilft (der noch weit unrealistischer anmutet als die heimische Landhaus-Idylle). Als dann nach erfolgreicher Rückkehr der beiden das neugeborene Brüderchen nach dem Opa „Amandus“ getauft wird, ist eines klar: Vergessen wird in diesem Film nichts, vor allem nicht das Kulturgut der deutschen Komödienschnulze.
Dramaturgie: o
Sex: -
Bilder: o
Story: -
Musik: o
Schauspiel: +
Durchblick: +